Frühlingsputz von innen

Kaum eine Jahreszeit wird so herbeigesehnt wie der Frühling. Das Leben erwacht, und ein neuer Zyklus beginnt. Im Ayurveda, dem Wissen vom Leben, beginnt das neue Jahr Mitte Februar. Mit saisonalen Rezepten und passenden Ernährungsinfos, die für frische Energie im Alltag sorgen, begleitet Sie Betty Bossi durch die vier Jahreszeiten. Geniessen Sie nun den ersten Teil unserer Serie «Mit Ayurveda durchs Jahr». 

Im Einfluss der Elemente

Im Einfluss der Elemente
Die ausschwemmende Wirkung der Spargeln unterstützt den inneren Frühlingsputz.

Aus ayurvedischer Sicht ist die Welt und somit auch unser Körper aus fünf Elementen aufgebaut. Aus den fünf Elementen wiederum bilden sich die drei Doshas (Bio-Energien) Vata, Pitta und Kapha. Wie jeder Mensch ein vorherrschendes Dosha hat, wird auch jede Jahres- und Tageszeit von einem anderen Dosha dominiert. In erster Linie gilt es, stets die typgerechte Ernährung zu beachten und obendrauf dem Einfluss des Jahreszyklus gerecht zu werden. Was kompliziert tönt, ist im Alltag einfach. Essen wir, was uns die Natur gerade schenkt, sind wir immer gut versorgt. Mit einer saisonalen und regionalen Küche sind die meisten ayurvedischen Ernährungsempfehlungen erfüllt.

Rezept

Frühling ist Kapha-Zeit

Frühling ist Kapha-Zeit
Die Gerste ist das beste Getreide, um Kapha im Körper zu reduzieren.

Der Frühling, der nach ayurvedischem Kalender von Mitte Februar bis Mitte Mai reicht, wird vom Kapha-Dosha dominiert. Kapha besteht aus den Elementen Wasser und Erde und hat die Eigenschaften schwer, kalt, träge und schleimig. Für einen gesunden Ausgleich sollte die Kost leicht, wärmend, anregend und trocken sein. Die Dominanz von Kapha erkennen wir an den häufigen Erkältungen mit laufender Nase und an der Frühjahrsmüdigkeit, die durch Kaphas Trägheit zustande kommt.


Im Frühling kommen die Säfte wieder in den Fluss, und der Körper ist bereit, seine Energiereserven loszuwerden. Es ist die ideale Zeit zum Entschlacken, zum Fasten oder zum Abnehmen.

Rezepte

Bitter macht leicht

Bitter macht leicht
Kichererbsen und Spinat harmonieren perfekt.

Bitterstoffe rücken Kapha auf die Pelle. Die grünen Blättlein, die als erste im Frühling aus dem Boden spriessen, sind ideal zum Entgiften. Bitterstoffe reinigen das Blut und die Leber. Feine Löwenzahnblättchen im Salat, eine kräftige Brennnesselsuppe oder junger Spinat sind gute Frühlingsputzer.


Bitter sind auch alle Zichoriengewächse wie Chicorée, Endivien, Radicchio, Cicorino rosso und verde und all ihre Verwandten. Sie schmecken nicht nur im Salat, sondern auch gebraten als Gemüse. Dazu passt eine leicht süssliche Sauce oder Marinade. Der Salat wird mit einer Prise Zucker oder etwas Honig abgerundet, und gebratenes Gemüse mit einer würzigen Marinade aus Olivenöl, Aceto balsamico, Ahornsirup oder Agavendicksaft ist eine Wohltat. Bitterstoffe sind in allen grünen Gemüsen, in Blattsalaten und in frischen Gartenkräutern enthalten.


Rezepte

Mit Schärfe gegen die Frühjahrsmüdigkeit

Mit Schärfe gegen die Frühjahrsmüdigkeit
Bärlauch, als Spinat gekocht, ist mild im Geschmack.

Scharfes regt den Stoffwechsel an und ist im Frühling sehr willkommen. Knoblauch, Bärlauch, Kresse, Radiesli sowie Pfeffer, Ingwer und Chili können in den Lenztagen grosszügig verwendet werden. Sie öffnen und reinigen die Körperkanäle. Der Bärlauch, unser heimischer Vorbote des Frühlings, kann grosszügig in einem rassigen Pesto, in einem frischen Salat oder auch etwas milder als Bärlauch-Spinat genossen werden. Anregend wirken auch die Gewürze Koriander, Kreuzkümmel, Kurkuma und Fenchel.

Aus ayurvedischer Sicht ist die Frühjahrsmüdigkeit nichts anderes als der spürbare Ausdruck von viel Kapha im Köper. Wichtig ist, der Müdigkeit mit Schärfe und Aktivität entgegenzuwirken und die Schwere nicht mit einer Extraportion Schlaf loswerden zu wollen. Viel Schlaf, vor allem tagsüber, wirkt stark Kapha-erhöhend. Statt einem Nickerchen sorgt ein zügiger Verdauungsspaziergang für mehr Schwung.

Rezept

Leichte Frühlingsküche

Leichte Frühlingsküche
Eine Rüeblisuppe ist anregend und leicht.

In der Kapha-Zeit sollten wir leichte Getreide wie Mais, Buchweizen, Hirse und Gerste bevorzugen und dafür etwas weniger Brot und Pasta essen. Hirse und Gerste schmecken als Hirsotto oder Gerstotto, und sie lassen sich auch gut zu feinen Tätschli weiterverarbeiten. Dazu passt ein knackiger Salat mit Löwenzahn, Radiesli und Kresse. Kapha-reduzierend sind auch Kichererbsen und Linsen. Sie schmecken in einem wärmenden Eintopf oder reichern einen zarten Frühlingssalat an.

Der schlanke Spargel wirkt entwässernd und entgiftend und ist in der leichten Frühlingsküche unabdingbar. Ein weiteres Gemüse mit einer besonderen Stellung ist das Rüebli. Es ist eines der wenigen Gemüse, das eine erhitzende Wirkung hat. Eine feine Rüeblisuppe mit einem Kräuter-Pesto ist demnach ein perfektes Lenzenmahl.


Rezepte

Fastenzeit - gesunde Tradition

Fastenzeit - gesunde Tradition
Eine klare Suppe zum Nachtessen ist ein gesundes Kurzfasten.

Unsere Fastenzeit fällt nicht umsonst in den Frühling. Es ist die beste Zeit, um Altlasten loszuwerden. Wer abnehmen möchte, der wartet am besten zu bis Ende Februar. Erst dann ist der Körper bereit, die angesammelten Energiereserven abzugeben. Wichtig beim Fasten ist, viel zu trinken. Dafür empfiehlt sich abgekochtes Wasser (ca. 15 Minuten), evtl. mit frischem Ingwer. Ein paar Spritzer Zitronensaft stimulieren das Verdauungsfeuer. Wer abnehmen möchte, gibt noch einen Teelöffel Honig ins trinkwarme Wasser, denn Honig hat eine gewebereduzierende Wirkung.


Ayurveda ist kein Vertreter asketischer Fastenkuren. Es geht immer darum, angesammelte Giftstoffe loszuwerden, den Körper zu entlasten und gleichzeitig das Verdauungsfeuer zu stärken. Die empfohlene Art zu fasten ist von der Körperkonstitution abhängig. Vata fastet zurückhaltender, und Kapha-Menschen, die das Essen mehr lieben als das Fasten, können gut mehrere Tage auf feste Nahrung verzichten.

Was sich für alle Konstitutionen empfiehlt, ist, ab und zu auf das Abendessen zu verzichten und erst am nächsten Mittag wieder zu essen. Denn auch beim Essen gilt: Weniger ist oft mehr.

Text: Silvia Niederberger
17. März 2015

Welcher Typ sind Sie?

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Vata, Pitta oder Kapha? Finden Sies in unserem Online-Test heraus!

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Ein Online-Test ersetzt jedoch keine professionelle Ayurveda-Beratung.

Grundsätzliche Informationen über das ganzheitliche Gesundheitssystem finden Sie in unserem einführenden Beitrag Ayurveda - altindische Lebenskunst.

Online-Test: Ayurvedische Konstitutionsbestimmung